War’s das jetzt?

Dort hab ich dann erst einmal abwechselnd meinen mitgebrachten Tee getrunken, Bilder gemacht und die Seele baumeln lassen. Skifahrer waren nicht viel unterwegs und auch wenn aus der Toppstuga ein paar Gesicher geblinzelt haben, habe ich fast das Gefühl bekommen, den Berg für mich alleine zu haben. Die letzten Tage waren wettermäßig auf und ab und es war auch sonst einiges los. Nachdem ich vorletztes Wochenende hauptsächlich auf dem Sofa verbracht habe, ging mir immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: War’s das jetzt? Bin ich fertig mit diesem Winter?

Dieser Gedanke kommt mir jeden Winter irgendwann, meistens kurz nach dem Vasaloppet. Das ist ein Stichtag, bis dahin will ich Schnee und Kälte und Plusgrade können mir bitte weitläufig den Buckel hinuter rutschen. Dieses Jahr kam mir der Gedanke allerdings schon etwas früher, vielleicht weil es ein schwacher Winter war, wenig Schnee und oft Plusgrade, nicht so viele strahlende, kalte Wintertage wie sonst. Vielleicht lag es auch an anderen Sachen, aber diesmal kam der Wunsch nach Licht und Wärme früher.

März ist dann immerhin offiziell der Vårvintermånad – der Frühlingswintermonat – in dem man milde Temperaturen, Vogelgezwitscher und schöne Tage im Schnee genießen kann. Der Monat, in dem das Grün immer mehr aus seinem weißen Winterversteck hervorkriecht. In dem auf Facebook die ersten Bilder von Schneeglöckchen, Krokussknospen und den ersten Gänsen auftauchen. Manchmal verläuft der Monat harmonisch vorwärts, es wird langsam wärmer, die Tage werden länger, die Leute wieder irgendwie freundlicher. Und manchmal liefert sich der Winter einen harten Kampf mit dem Frühling, schickt Frost, Schnee und kalte Winde in’s Gefecht und ja, das kann wochenlang so gehen.

Auf einen wochenlangen Kampf habe ich gerade gar keine Lust und der Übergang darf gerne schnell gehen. Gleichzeitig will ich gerne die letzen schönen Wintertage genießen. Nachdem meine Langlauflust dieses Jahr nicht richtig in die Gänge kam, mache ich in letzter Zeit eher Fotospaziergänge oder Winterwanderungen, was richtig Spaß macht. Manchmal mit Jonas oder Mama, manchmal allein.

Ein Fotospaziergang hat mich vorletztes Wochenende nach Gesunda zum Mångån geführt, da ich gerne schauen wollte, ob das Eis auf dem Wildbach schon angetaut war. Mühsam hab ich mich am Rand des Baches durch das und am Gebüsch entlang gehangelt und ausgiebig fotografiert, über dem Eis und unter dem Eis.

Letztes Wochenende hab ich mich stattdessen in die Höhe gewagt und beschlossen, eine Wanderung auf den Gesundaberget zu machen. Das war auch die perfekte Gelegenheit, mein neues Sigma-Objektiv zu testen und zu schauen, ob wir beide uns vertragen. Da super tolles Wetter war, habe ich mich vielen Skifahrern gerechnet und überlegt, ob ich den Lift hoch nehmen soll, um Zusammenstöße auf der Piste zu vermeiden. Die Frage wurde mir allerdings von der Tatsache abgenommen, dass der Sessellift nicht in Betrieb war. Also bin ich am Rand der Piste kerzengerade den Berg hochgekraxelt.

So warm war mir definitiv den ganzen Winter noch nicht und die Kiefer auf dem Gipfel war noch nie so ein schöner Anblick. Der Berg ist vielleicht nicht sehr hoch, aber steil ist er durchaus, vor allem, wenn man nicht dem ausgetretenen Pfad folgen kann, sondern kerzengerade ungeachtet aller Steigungen aufwärts steigt. Immerhin war die Aussicht eine gute Ausrede, sich alle paar Schritte umzudrehen und durchzuatmen. Und nach einer halben Stunde konnte ich mich dann oben auf die Bank fallen lassen und ausruhen.

Dort hab ich dann erst einmal abwechselnd meinen mitgebrachten Tee getrunken, Bilder gemacht und die Seele baumeln lassen. Skifahrer waren nicht viel unterwegs und auch wenn aus der Toppstuga ein paar Gesicher geblinzelt haben, habe ich fast das Gefühl bekommen, den Berg für mich alleine zu haben.

Nach einer ausgiebigen Foto- und Teepause hab ich mich dann auf den Weg zur Rückseite des Berges gemacht. Mein Plan war, die Route vom letzten Sommer – Skogsmys – zum Abstieg zu nehmen, falls sie begehbar war. Und auch wenn ich auf dem Weg dorthin ein, zweimal in einer knietiefen Schneewehe versunken bin, sah der Pfad begehbar aus. Die warmen Temperaturen und der Sonnenschein haben dafür gesorgt, dass der Schnee weich und sulzig war, wodurch ich einen guten Halt hatte. Eis gab es zum Glück nirgendwo.

Nach der ersten steilen Kurve nach unten konnte ich weiter unten zwei Snowboarder sehen, die anscheinend versuchten, eine abenteuerliche Route den Berg herunter zu finden. Allerdings haben sie sich schnell verzogen, als sie mich kommen sahen und danach hatte ich den Berg wieder ganz für mich alleine.

Es war unglaublich friedlich, alleine durch den Wald zu stapfen, vorsichtig einen Fuß vor den anderen zu setzen, um an den steilen Partien nicht auszurutschen. Immer wieder gab es Lücken zwischen den Bäumen, von wo aus man die benachbarten Hügel überschauen konnte. Ein paar Vogel konnte ich zwitschern hören und ansonsten nur das Knirschen unter meinen Füßen und das Klicken meiner Kamera.

Um die Ankunft an der Skistation noch einmal etwas herauszuzögern, habe ich eine weitere Teepause auf einem schönen Stein im Halbschatten eingelegt. Wenn ich mich nicht aus Versehen halb ins nasse Moos auf dem Stein gesetzt hätte, hätte ich es dort bestimmt noch länger ausgehalten. Der Tee war jedenfalls noch schön heiß und hat mir die nötige Energie für den restlichen Abstieg gegeben.

Als ich dann wieder am Skilift ankam, stand er still und nur eine Pistenmaschine war unterwegs, um die Piste für den nächsten Tag zu präparieren. Der Parkplatz war fast leer und nur weiter weg waren vereinzelte Personen zu sehen. Das hat den unwirklichen Eindruck, den Berg für mich alleine zu haben, noch verstärkt. Schön, bei so tollem Wetter ganz allein in einer Art Seifenblase zu schweben und dieses tolle Naturerlebnis nur für mich zu haben.

Der Heimweg war dann allerdings weniger idyllisch, denn da musste ich dann ganz dringend auf’s Klo…

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