Erwachen aus dem Winterschlaf

Diesen Winter habe ich tatsächlich Winterschlaf gehalten – auf mehrere Weisen. Der Blog wurde seit Dezember nicht mehr aktualisiert und auch sonst ist in meinem Leben nicht viel Aktives passiert. Dabei war das der absolut schneereichste Winter, den ich in Schweden bisher erlebt habe! Wir haben unendliche Mengen an Schnee bekommen und selbst gelegentliche Plusgrade konnten dem nichts anhaben.

Ich habe den Winter aber zum Großteil nur von Innenräumen aus erlebt. Aufgrund der Schwangerschaft hatte ich leider nicht die Energie, länger raus zu gehen und die Winterlandschaft zu erforschen. Das gilt zumindest für den Anfang des Winters. Danach war es selbst für alle anderen schwierig, sich abseits der geräumten Wege durchzuschlagen. Keine Chance, in den Wald zu kommen, hier versank man locker bis zum Oberschenkel im Schnee. Also haben sich meine kurzen Spaziergänge auf immer dieselben geräumten Wege beschränkt, was schnell langweilig wurde. Aber gut, diesen Winter lag der Fokus eben auf anderen Dingen.

Dazu kam, dass an den Wochenenden das Wetter oft eher mittelmäßig war. Unter der Woche saß ich – müde und mit dickem Bauch – im Büro und habe mich nach draußen gewünscht, wo die Sonne schien und der Schnee knisterte – aber bis zum Wochenende war es meisten wieder so trüb und grau, dass ich es nicht vom Sofa geschafft habe. Und wenn, dann zu einem zehnminütigem Pflichtspaziergang ohne Kamera und ohne Inspiration. Ein paar Mal diesen Winter hatte ich allerdings Glück.

Als Jonas an einem sonnigen Wochenende im Januar nach Bonäs fuhr, um neues Feuerholz zu holen, haben der Babybauch und ich – in Begleitung der Kamera – eine Runde durch die Natur gedreht. Es war wunderbares Winterwetter, ein paar Minusgrade und strahlender Sonnenschein, wie man es sich den ganzen Winter über wünscht. Ich hatte einen gute Tag und war fit und konnte den Babybauch problemlos mit mir herumtragen. Von allzu tief verschneiten Regionen habe ich mich allerdings doch fern gehalten…

Um Energie zu sparen, habe ich die kurzen Strecken zwischen Wald und See mit dem Volvo zurück gelegt und bin vom Auto aus kurze Spaziergänge gegangen und habe mir die Sonne auf die Nase scheinen lassen. So wichtig! Meine Nase hat diesen Winter wirklich nicht viel Sonne abgekriegt. Aber an dem Tag war es einfach wunderbar, draußen zu sein. Ich bin erst eine kleine Runde am See entlang gelaufen und habe dann noch einen Abstecher in den Wald gemacht.

Außer mir war kein Mensch unterwegs. Warum eigentlich nicht, bei dem tollen Wetter? Wobei, die waren vielleicht alle an den richtig interessanten Winterorten, im Fjäll oder auf einem Waldsee beim Pimpeln… Diesen Winter habe ich so einige Leute beneidet. Auch wenn ich mehr als glücklich über die Schwangerschaft war, das Skilaufen, Schlittschuhlaufen und die Ausflüge in die Winterlandschaft haben mir sehr gefehlt. Aber nächsten Winter dann wieder! Das war mein ständiges Mantra.

Tja, mehr erfolgreiche Fotoausflüge gab es im Januar nicht. Und auch im Februar sah es eher mau aus. Da wurde der Bauch noch dicker und das Leben noch umständlicher und auf der Arbeit war die letzte anstrengende Phase, da ich meine Stellvertreterin eingelernt habe und dadurch öfter im Büro war als normal. Da blieb nach den langen Arbeitstagen exakt null Energie übrig und die Wochenenden waren mal wieder meistens trüb.

Einmal habe ich es allerdings mit der Kamera nach draußen geschafft, auch hier wieder mit treuer Unterstützung meines Volvos. Jonas hatte Lust zum Skilaufen und so habe ich ihn in Gopshus an der Loipe abgesetzt und habe mich dann langsam mit mehren Fotostopps wieder nach Mora bewegt, um ihn dort wieder aufzusammeln. Vom Anstrengungsniveau her genau richtig für eine müde Schwangere!

In Gopshus war es leider stellenweise bewölkt, aber der Blick über den See war trotzdem sehr schön.

Während ein paar vereinzelte Schneeflocken auf mich herunterrieselten, ging ich einen einigermaßen geräumten Weg entlang und genoß die Aussicht über den See. Hier muss ich unbedingt im Sommer mal herkommen und die Gegend besser erkunden. In der Gegend gibt es sicherlich auch ein paar schöne Wanderwege über die kleinen Berge am See.

Hier könnte ich auch wohnen! Oder zumindest ein Sommerhäuschen haben. Stellt euch mal vor, hier an einem sonnigen Sommertag aufzuwachen, mit dem See und den bewaldeten Bergen dahinter als Aussicht. Das ist Luxus!

Nach zwei weiteren Fotostopps am Dalälven kam ich leicht verfroren wieder in Mora an.

Passenderweise war Jonas in etwa genauso schnell wie ich und nachdem ich das letzte Foto geschossen hatte, wartete ich im Volvo an der Loipe auf ihn – und fünf Minuten später kam er schon angefahren.

Danach wollten wir dann beide nur noch heim und uns aufwärmen. Die Energie, die Bilder herunterzuladen und vielleicht endlich mal wieder den Blog zu aktualisieren gab es dann nicht mehr, auch wenn ich es mir die nächsten Tage und Wochen immer wieder vornahm. Stattdessen ging auch im Februar der Winterschlaf weiter.

Ein weiteres Fotoprojekt hatte ich allerdings geplant und dafür schon seit Anfang des Jahres auf sonniges, nicht zu kaltes Wetter am Wochenende gewartet. Und gewartet. Und gewartet. Und als dann endlich die Sonne mal raus kam, war es mit -10 °C eigentlich etwas zu kalt für meinen Plan, aber ich habe ihn dann stur durchgesetzt. Der Plan war, schöne Bilder von Jonas, mir und dem Babybauch zu machen.

An einem sonnigen, kalten Sonntag im Februar habe ich daher Jonas ins Auto gescheucht und wir sind an den See gefahren. Das war schon Plan B, denn meine eigentlich geplante Fotolocation – Zorns Gammelgård, wo wir auch die Hochzeitsbilder gemacht haben, war im Tiefschnee versunken und unzugänglich. Also musste Åmåsängsgården herhalten. Auch da kam ich an meine eigentlich geplante Stelle nicht ran, aber das war dann kein Problem.

Problem war eher die Kälte, die dafür gesorgt hat, dass Jonas etwas schneller als geplant kalt wurde und wir daher nur eine Handvoll Bilder geschafft haben. Aber immerhin, das wurden echt schöne Bilder, vor allem wenn man bedenkt, dass sie mit Selbstauslöser aufgenommen wurden.

So im Nachhinein bin ich besonders froh, dass wir trotz der Kälte raus gingen. Meine Hoffnung war, im März nochmal ein sonniges, aber wärmeres Wochenende abzupassen, um noch eine weitere Ladung Fotos und uns und dem (noch größeren Babybauch) zu machen. Aber ja, manche Pläne werden aus den verschiedensten Gründen nie umgesetzt…

Denn am 3. März wurde – vier Wochen zu früh – unser kleiner Mattis geboren! Und damit war meinem Winterschlaf (und Nachtschlaf) erst einmal ein Ende gesetzt. Unser kleiner Mann ist wunderbar und hält uns seitdem schön auf Trab. Nach ein paar extra Tagen im Krankenhaus sind wir seit Mitte März zuhause und leben uns in das neue Leben ein.

Noch hat er meistens die Augen zu, aber wenn er mich gelegentlich anschaut, erzähle ich ihm von den Abenteuern, die auf uns warten. Wanderungen in den grünen Wäldern zusammen mit Momo, warme Sommertage am und im Siljansee, Pilze und Beeren sammeln im Herbst und so weiter. Keine Ahnung, was er dazu denkt, aber ich freue mich schon drauf, ihm die Welt – und vor allem die schöne Natur hier zu zeigen.

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2 Kommentare bei „Erwachen aus dem Winterschlaf“

  1. beautiful – you, the photos, Mattis – and even your blog 🙂

    Wunderschoen

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    1. Thank you so much, Goody! I hope I can update it more now. But I never know how much time I have with little Mattis 😉
      But I have time to read your blog every day, always a pleasure to read if your adventures.

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