Warme Winde umwehen mich, als ich langsam durch das liebliche Fäbod Mångberg wandere. Der gewundene Feldweg führt mich stetig bergauf, vorbei an kleinen Holzhäusern mit prunkenden Gärten und bunten Sommerblumen am Wegesrand.
Immer wieder drehe ich mich um und genieße den Blick auf die Idylle, die sich hinter mir ausbreitet. Hinter dem kleinen Dorf liegt der tiefgrüne Wald und der kleine Berg Gesundaberget. Auf dem stand ich schon oft und habe hinunter auf Mångberg und den kleinen See Mångsjö geschaut. Jetzt wandere ich mit dem Berg im Rücken nach Süden. Vor mit breitet sich der Wald aus und schon bald lasse ich das Fäbod mit seinen kleinen Häuschen hinter mir und tauche in die Stille ein.
Auf einem halb verwilderten Traktorpfad geht es leicht bergauf, vorbei an Tannen und Fichten. Ein Wegweiser fängt meine Aufmerksamkeit. Keine Ahnung was er bedeutet, aber er zeigt zu einem großen Felsen, der sich zwischen den Bäumen erhebt. Kurz danach habe ich ihn erklettert. Leider hat man keine nennenswerte Aussicht von oben. Ob es irgendwelche Anekdoten zu diesem Felsen gibt? Ich muss mal nachforschen… Wenn man auf neuen Wanderwegen unterwegs ist, gibt es überall Neues zu entdecken, nicht nur schöne Natur, sondern auch Geschichten aus einer halb verschwundenen Zeit. Das ist ein Grund, warum es mich immer wieder auf neue Wege lockt.
Während ich einen Fuß vor den anderen setze und das Grün der Bäume und Blaubeersträucher bewundere, rufe ich ab und zu einen Gruß an die Bären in den Wald – schließlich will ich sie nicht überraschen, sie sollen ruhig wissen, dass ich komme. Zum Glück sehe und höre ich auf der Wanderung keinen einzigen Bären. Die einzigen Tiere, die es auf mich abgesehen haben, sind Bremsen und Schnaken. Damit habe ich aber gerechnet und mich trotz warmem Wetter mit langen Hosen und viel Insektenspray ausgestattet.
Und so kann ich entspannt durch den Wald laufen und die Umgebung in vollen Zügen genießen. Immer wieder verändert sich der Wald um mich herum. Junge, knallgrüne Fichten wachsen auf einem Kahlschlag und werden schon kurz danach von hohen Kiefern abgelöst, zwischen denen die Sonne auf den dicht mit Blaubeerbüschen und Preiselbeerbüschen bewachsenen Waldboden fällt. Plötzlich wird der Wald dunkler und die Baumstämme dicker. Hier wurde schon lange kein Baum mehr gefällt und die Kiefern sehen alt und mächtig aus. Ich liebe den Abwechslungsreichtum des Waldes!
Zwischen den Baumstämmen kann ich den Blick auf eine kleine Holzhütte erhaschen. Ich habe die Sommeralm Kansbol erreicht. Doch der Siljansleden führt mich direkt von dem kleinen Fäbod weg wieder in den Wald hinein und ich beschließe ihm zu folgen. Vielleicht mache ich beim nächsten Mal einen kleinen Umweg und schaue mir Kansbol und das benachbarte Svenbacken an. Jetzt führt mich der schmale Pfad auf einen Feldweg und schon bald komme ich ans Bärenmoor.
Hier steht die Jagdhütte der Jagdmannschaft von Björka und dahinter breitet sich ein großes Moor aus. Obwohl ich es auf der Karte gesehen habe, bin ich überrascht wie weitläufig es sich ausbreitet, bevor sich dahinter der Flenberget erhebt. Wollgras weht im Wind und unter meinen Füßen wächst Moos in verschiedenen schönen Farbtönen. Ich schrecke eine Eidechse auf, als ich mich vorsichtig zum Rand des Bärenmoors vorarbeite. Während ich still da stehe und die Aussicht genieße, schlägt mich der Gedanke, wie wunderschön es hier an einem frühen Morgen sein muss, wenn die Sonne ihre ersten Strahlen über die Baumwipfel schickt. Für einen kleinen Moment steht die Zeit still.
Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Fäbod Åsen. Der Siljansleden führt mich über einen Kahlschlag, der gerade von Tannen und Kiefern zurückerobert wird und dann auf einem schmalen Pfad in den Wald. Es geht stetig bergauf und ich bleibe ab und zu stehen, um Wildblumen zu fotografieren. Auf einem Stein am Wegesrand bleibe ich kurz sitzen und nehme die Stille in mich auf. Alleine durch den Wald zu wandern ist friedvoll für mich.
Ich steige weiter langsam den Berg hinauf und schon bald sehe ich die ersten Holzhäuser von Åsen. Und dann öffnet sich der Wald und vor mir liegen Gärten und Wiesen, die sich über den Hang erstrecken. Rote und braune Holzhäuschen liegen idyllisch da und richten ihre Fenster nach Osten aus, denn dort liegt der Siljansee, den man von hier aus sehen kann. An einem Windschutz mache ich halt und gönne mir eine kleine Pause bevor es weitergeht.
Als ich den Aufstieg zum Åsengården geschafft habe, drehe ich mich um und bewundere die Aussicht über den Siljansee. Dann verschwinde ich schnell wieder im Wald. Nur noch 1,3 km bis zum Svarttjärn – dem schwarzen Teich, der mein heutiges Ziel ist.
Ab jetzt geht es bergab durch einen feuchten, üppigen Wald. Wer Farn mag, ist hier richtig. Regelrechte Teppiche an Adlerfarn breiten sich neben dem Pfad aus und strecken ihre filigranen Zweige in die Höhe. Teilweise reichen sie mir bis übers Knie. Schon bald sehe ich etwas Helles zwischen den Baumstämmen hindurchschimmern. Der Waldsee!
Ich freue mich schon auf ein Bad, als die ersten Regentropfen fallen. Es sind aber nur wenige und als ich mich der Kapelle am See nähere, bricht die Sonne wieder durch die Wolken. Der letzte Teil des Pfades führt über Bretter, neben denen Moose und Moltebeeren wachsen.
Kurz danach stößt meine Mutter mit Hund zu mir und schaut mir zu als ich mich vorsichtig über die rutschigen Steine ins Wasser taste. Nach der Wanderung im warmen Sommerwetter ist es ein Genuss langsam in das stille, dunkle Wasser hinauszuschwimmen! Als ich mich nach dem erfrischenden Bad umziehe, fängt es wieder an zu regnen. Wir sitzen im Trocken in der Kapelle und hören dem Regen zu. Als er nachlässt, machen wir uns auf den Rückweg. Da meine Mutter in der Nähe war, fährt sie mich wieder zu meinem Auto in Mångberg.
So geht eine schöne Wanderung zu Ende. Ich konnte neue Energie tanken und habe viel gesehen und erlebt. Es ist die zweite Etappe, die ich bisher auf dem Siljansleden gewandert bin und beide Strecken haben mich voll begeistert. Mal schauen, wie viele Etappen ich dieses Jahr noch schaffe!
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