Von der Insel in den Wald

Heute habe ich im Scherz zu Jonas gesagt, dass es durchaus praktisch ist, Momo im Frühling für ein paar Tage bei uns zu haben – auf die Weise sitzt man nach der Langlaufsaison nicht auf dem Sofa fest, sondern bekommt einen richtigen Kickstart was Training im Freien angeht.

Die Begeisterung und Energie, die in diesem kleinen Körper steckt, bringt uns auf Ausflügen immer wieder zum Lachen. Unermüdlich rast sie Hügel rauf und runter, hüpft durch das Preiselbeergebüsch und jagt Tannenzapfen nach. Und kommt dann zurück zu uns gelaufen, legt den Kopf schief als wollte sie fragen: „Kommt ihr?“. Für uns ist es immer ein Spaß, Momo mit in den Wald zu nehmen. Wir selber gehen dadurch oft längere Strecken als sonst und die Unterhaltung gibt es gratis dazu. Gut, zum Innehalten kommt man vielleicht nicht ganz so oft, aber auch das geht, da sie ja nie alleine davon läuft.

Geduldig bleibt sie ab und zu sitzen, bis wir uns wieder weiter bewegen oder bis ich meine Fotos gemacht habe. Wenn es ihr zu lange dauert, kommt sie uns abholen. Geht einer von uns voraus, wird es allerdings verwirrend, sie will schon gerne ihre kleine Herde zusammenhalten. Vielleicht steckt eine kleine Unze Hütehund in ihr?

Ruft man sie dann zu sich, wetzt sie einem entgegen, dass die Ohren schlackern und der Sand (oder Schnee) spritzt. Und der Schwanz wedelt sowieso immer.

Und da sie sich so offensichtlich über unsere gemeinsamen Ausflüge freut, versuchen wir ihr auch etwas zu bieten. Nachdem ich dieses Ostern zunächst alleine mit ihr losgezogen bin, hat mich die letzten Tage nicht nur Momo, sondern auch Jonas begleitet.

Zuerst ging es nach Sollerön, da wir ohnehin Blumen gießen mussten. Jonas war bisher noch nie am Südkap und ich war auch seit letztem Sommer nicht mehr dort. Da die Sonne schien, haben wir uns also gegen den Wald und für einen Strandspaziergang entschieden.

Es wehte ein frischer Südwind, als wir am Kap ankamen. Soweit das Auge blicken konnte, war kein Eis mehr zu sehen. Endlich! Wir ließen uns die Sonne ins Gesicht scheinen und vom Wind die Haare durchwirbeln.

Nach einem langen Winter ist es wunderbar, den See wieder eisfrei zu sehen. Bei uns in Mora ist es leider noch nicht soweit, da die Bucht zu geschützt liegt. Aber am Südkap kann man den offenen See schonmal gut genießen.

Andererseits finde ich es um diese Jahreszeit immer recht unerträglich, dass es so lange dauert, bis die Natur dann endlich grün wird. Und deswegen ärgert mich der aktuelle Rückschlag besonders. Nicht weil es geschneit hat – der Schnee vom Freitag ist schon wieder verschwunden – sondern, dass durch die kalten Nächte in der Natur einfach nichts passiert. Die Natur liegt gewissermaßen auf Standby. Alles ist gelbbraun in verschiedenen Nuancen. Die Bäume sind noch wochenlang kahl. Der Himmel ist auch irgendwie blasser als sonst. Und alles wartet…

Da freut mich dann der Anblick von Fichtenzweigen und grünem Moos besonders, dann kann ich mir einbilden, dass die Natur doch schon ein bisschen weiter ist.

Als Kontrast sind wir am Tag nach unserem Strandspaziergang nach Hemus in den Wald gegangen. Hier ist unser herrliches Nahtrainingsgebiet, Sommer wie Winter. Hier geht Jonas im Sommer viel joggen, wir gehen gemeinsame Powerwalks auf und ab durch den Nadelwald und im Winter sausen (oder in meinem Fall: keuchen) wir die Loipe entlang. Diesen April kann man mit gutem Willen alles davon tun. Die Loipe besteht noch, auch wenn sie deutlich an Schönheit eingebüßt hat. Gleichzeitig sind die kleineren Pfade aber weitgehend schneefrei. Wir sind die übliche 5-km-Runde gelaufen, allerdings mit dem Abstecher, den ich letztes Jahr entdeckt habe.

Für diesen Abstecher gilt dasselbe wie für viele anderen Abstecher im Leben – er lohnt sich, auch wenn es wild auf und ab geht und etwas länger dauert. Aber mir geht immer das Herz auf, wenn der Pfad kleiner wird, sich mehr durch den Wald windet und auf und ab führt. Dieser Pfad führt außerdem am Bach Hemulån entlang, der sich mit seinem rostroten Wasser wunderschön durch den Wald schlängelt.

Ein bisschen abenteuerlich fühlte er sich auch an, nicht nur wegen der steilen Hügel, sondern auch wegen der Warnschilder, die uns davon abhalten sollten, den Pfad zu verlassen. Eine Schießbahn liegt irgendwo in der Nähe und es können sich anscheinend auch mal Kugeln in den anschließenden Wald verirren.

Nach viele Fotostops waren wir wieder zurück am Auto und Momos Zunge hing bis zu den Knien. Sie sah zwar glücklich aus, aber trotzdem nicht ganz zufrieden mit der Tatsache, dass sie jetzt wieder ins Auto hüpfen sollte. Also wie immer, wenn sie merkt, dass der Spaziergang zu Ende ist. Aber man soll ja bekanntlich aufhören wenn es am schönsten ist…

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